Trans* in Paderborn

Austausch beim Politischen Frauencafé der Gleichstellungsstelle

© Stadt PaderbornPolitisches Frauencafé am Samstag, 10. November, im Rathaus

Montag, 12. November 2018 | Stadt Paderborn - Am Samstag, 10. November, fand im Historischen Rathaus das Politische Frauencafé statt. Unter dem Motto „Anders und Gleich. Die vielen kleinen Unterschiede“ stand in diesem Jahr das Thema Transgender im Mittelpunkt des Nachmittags. Bereits zum zwölften Mal hat die Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn zu der Veranstaltung eingeladen, die im ursprünglichen Format als „Politisches Frauenfrühstück“ bekannt ist. Aus Zeitgründen wird das Frühstück in manchen Jahren zum Café. In diesem Jahr hieß die Gleichstellungsstelle erstmals alle Geschlechter zum Austausch mit den Expert*innen Lena Klatte und Gert Smolorz willkommen.
Bürgermeister Michael Dreier freute sich, rund 80 Besucher*innen im Rathaus begrüßen zu dürfen. Paderborn sei eine weltoffene Stadt, in der niemand diskriminiert werden solle. „Mir ist es sehr wichtig, dass sich alle Menschen in unserer Stadt wohlfühlen“, so Dreier. Transidente Menschen, also Personen, die sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren, als ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, hätten in der Gesellschaft vielfach Schwierigkeiten, akzeptiert zu werden, erläuterte Dagmar Drüke, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn. Immer wieder käme es auch in Deutschland noch zu physischer und psychischer Gewalt gegen Transpersonen. Um Vorurteile abzubauen, sei es wichtig, zu informieren und Unsicherheiten offen anzusprechen.
Im Rahmen des Frauencafés beantwortete Lena Klatte, die als psychosoziale Beraterin unter anderem im Projekt Trans*beratung Düsseldorf tätig ist, Fragen zum Thema Transgender. Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin und Systemische Beraterin gab nicht nur einen Überblick über verschiedene Begriffe wie Transgender, Transsexualität oder genderqueer, sondern berichtete auch aus ihrer täglichen Arbeit mit transidenten Jugendlichen und Erwachsenen. Die Menschen, die ihre Beratung suchten, seien sehr unterschiedlich, so Klatte. So betreue sie Eltern mit Transkindern, aber auch Menschen, die sich in einem hohen Alter noch zu einer Transition, also der Angleichung an das gefühlte Geschlecht, entscheiden. Oft hätten die Personen Angst, durch ein Coming-out ihre Familie oder den Job zu verlieren. Rechtliche Aspekte seien ebenfalls Thema in der Beratung. Dazu zähle etwa die Vornamens- und Personenstandsänderung, die für die Antragsstellenden oft nicht leicht sei. Für das Verfahren müssten mehrere Gutachten erstellt werden, so dass häufig die Sorge entstehe, durch das Verfahren zu fallen.
Über die Beratungssituation vor Ort berichtete Gert Smolorz, der mit transidenten Menschen in Paderborn arbeitet. Der Diplom-Sozialarbeiter und Supervisor machte auf den Leidensdruck aufmerksam, den viele transidente Menschen erleben. Ein offenes Gespräch sei oft eine Erleichterung für die Betroffenen. Es sei wichtig, ihnen zu vermitteln, dass Transidentität gelebt werden könne, anstatt versteckt werden zu müssen. Um sich gegenseitig zu unterstützen, treffe sich in der AIDS-Hilfe Paderborn regelmäßig eine Gruppe, der bereits 12 Transpersonen angehören. Paderborn sei insgesamt auf einem guten Weg, es bedürfe jedoch weiterer Beratungsstellen, Ärzt*innen und Psycholog*innen, die im Bereich Transgender spezialisiert sind, so Smolorz. Derzeit werde die Einrichtung eines dauerhaften Beratungsangebotes beantragt.
Anschließend teilten weitere Expert*innen, darunter Bianca Schröder von der AIDS-Hilfe Paderborn, die für diese Veranstaltung mit der Gleichstellungsstelle kooperiert hatte, im Gespräch mit Moderatorin Julia Ures ihre Erfahrungen mit dem Thema Transidentität. In einer lebhaften Diskussion wurde die Notwendigkeit einer Geschlechtereinteilung in „männlich“ und „weiblich“ hinterfragt. Auch konkrete Fragen zu Geschlechtsangleichung und Hormonbehandlung sowie zu Transidentität im Bewerbungsverfahren und im Beruf wurden thematisiert. Ein wichtiger Austausch, für den es von besonderer Bedeutung war, dass er an einer der zentralen Stellen in Paderborn, dem Historischen Rathaus, stattfinden könnte.

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