Mehr faire Kleidung in Paderborn

Asiatische Textilarbeiterinnen fordern auf nachzufragen

© Stadt PaderbornMit der Veranstaltung wollten die Rednerinnen und Aktivistinnen, sowie Bürgermeister Martin Pantke und die Vertreterinnen der verschiedenen Institutionen mehr Bewusstsein für faire Kleidung bei den Verbraucher*innen schaffen.

Freitag, 16. November 2018 | Stadt Paderborn - Die Veranstaltung „Stoppt die Ausbeutung – Wir zahlen den Preis für eure billige Kleidung“ hat am Montag interessierte Besucherinnen und Besucher in das Paderborner Rathaus gelockt. Eingeladen hatten die gemeinnützige Gesellschaft cum ratione, die Gleichstellungsstelle der Stadt und die Initiative Faires Paderborn.
Der zweite stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke und Dagmar Drüke, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn, begrüßten an diesem Abend zahlreiche Gäste und Zuhörer.
Herr Pantke machte darauf aufmerksam, dass das Motto des Abends das Ende der Ausbeutung fordert.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen die beiden asiatischen Aktivistinnen Kalpona Akter und Khin Nilar Soe, die ihre persönlichen Erfahrungen in der Textilindustrie mit dem Publikum geteilt haben. Sie berichteten über Arbeitszeiten von 7 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts und monatliche Überstunden von bis zu 280 Stunden. Auch das Thema sexuelle Diskriminierung stelle in den männerdominierten Ländern laut Kalpona Akter ein großes Problem dar. „Misshandlungen und Vergewaltigungen in den Fabriken sind an der Tagesordnung. Die Frauen trauen sich jedoch nicht darüber zu sprechen, es ist ein absolutes Tabu-Thema“, erklärt sie die Problematik. „Wenn es zu einer Vergewaltigung kommt, dann heißt es einfach, dass ihre Kleidung zu freizügig war“.

Auch Kerstin Haarmann und Lara Schröder von cum ratione berichteten in ihrem Vortrag unter dem Thema „Frauen in der globalen Bekleidungsindustrie“ von den katastrophalen Umständen in der Bekleidungsindustrie. Minimale Löhne, Kinderarbeit, fehlende Gesundheits- und Sicherheitsstandards und sexuelle Gewalt bestimmen das Leben von Näher*innen aus dem globalen Süden. Das Ziel solcher Fabriken ist eine schnelle Produktion zu möglichst geringen Kosten. Den Preis dafür tragen jedoch die Arbeiter*innen.
Sina Marx von FEMNET e.V. setzt sich mit ihrem Verein für bessere Bedingungen in der Textilindustrie ein und kämpft für Frauenrechte.
Sie arbeiten hauptsächlich mit Bangladesch, Indien und Myanmar zusammen.
In ihrer Präsentation zeigte sie den Zuhörern, dass China und Bangladesch zu den größten Importländern für Kleidung in Deutschland gehören. Man möchte den Arbeiter*innen eine Stimme geben, um die Gesellschaft auf die Probleme aufmerksam zu machen.

Nach den Vorträgen der beiden Frauen widmete sich die anschließende Podiumsdiskussion dem Thema „Faire Textilien in Paderborn".
Als Handlungsempfehlung für Konsumenten betonte Khin Nilar Soe, dass ein Boykott von Kleidung aus den Billiglohnländern keine Lösung wäre. Das würde lediglich dazu führen, dass die Menschen dort ihre Arbeit und damit ihre gesamte Existenzgrundlage verlieren würden.
Die Aktivistin Kalpona Akter plädiert daher auf die von ihr in die Diskussion gebrachte „Sandwich-Lösung“: „Wenn Sie als reiche Konsumenten von oben Druck machen und wir Arbeiterinnen den Unternehmen von unten aus das Leben schwermachen, dann können wir gemeinsam Veränderungen erreichen.“
Um mehr Bewusstsein für faire Kleidung in Paderborn zu schaffen, fordert die Einzelhändlerin Maida Poric einen stärkeren Fokus auf nachhaltige Bildung. Außerdem wünscht sich die Inhaberin der Boutique Chocolat in der Marienstraße mehr Veranstaltungsangebote vor Ort. Vorhandene faire Alternativen zu herkömmlicher Kleidung aufzuzeigen, hält auch die Designerin und Upcycling – Expertin Laura Schlütz für wichtig. Ihre Mitmachaktion im Vorfeld der Veranstaltung stieß bei den Besuchern und Besucherinnen auf großes Interesse: Hier präsentierte sie, wie man aus alten Stoffresten einzigartige Armbänder selbst erstellen kann.

Die gemeinnützige cum ratione gGmbH – Gesellschaft für Aufklärung und Technik - mit Sitz in Paderborn führt Projekte in den Bereichen Faire Textilien, Gesellschaft und Umwelttechnik durch, die eine nachhaltige positive Veränderung für Mensch und Umwelt bewirken sollen. Diese Projekte zielen somit nicht auf einen kurzfristigen kommerziellen Erfolg, sondern richten den Fokus auf einen langfristigen Mehrwert für die Gesellschaft. Weitere Informationen unter www.cum-ratione.org

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