Mehr Sicherheit durch Sichtbarkeit

Radeln auf der Straße statt dem Radweg oftmals sicherer

© Stadt PaderbornMehr Sicherheit durch radeln auf der Straße.

Freitag, 18. Juni 2021 | Stadt Paderborn - Dass man oftmals auf der Straße sicherer radelt als auf dem Radweg, ist eigentlich nichts Neues mehr, könnte man meinen. Bereits seit über zehn Jahren hebt die Stadt Paderborn zur Erhöhung der Sicherheit die Radwegbenutzungspflicht – da wo es nach der Straßenverkehrsverordnung möglich ist – auf. Das bedeutet, dass die blauen runden Verkehrszeichen mit den weißen Fahrradsymbolen, die bisher die Benutzungspflicht eines Radweges anzeigten, an diesen Stellen entfernt wurden. Der Radfahrende hat dann die Wahl, ob er auf der Fahrbahn oder auf dem Radweg fahren möchte. Für Autofahrende bedeutet das, dass sie mit Radfahrenden auf der Straße rechnen und ihnen Platz zugestehen müssen. Besonders für das Überholen von Radelnden gilt aus Sicherheitsgründen nämlich mindestens eineinhalb Meter Abstand halten.

Es besteht fälschlicherweise häufig die Auffassung, dass Radwege im Seitenbereich die Radfahrenden besser schützen, dabei ist das Gegenteil der Fall: Wer auf der Straße radelt, fährt immer im Sichtfeld des Autofahrenden. Die bessere Sichtbarkeit des Radelnden bedeutet somit gleichzeitig mehr Sicherheit. „Gerade an Einmündungen und Zufahrten entstehen bei Radwegen im Seitenbereich teils kritische Stellen hinsichtlich der gegenseitigen Erkennbarkeit. Auf der Fahrbahn sind die Radfahrenden dagegen immer im Blick der Autofahrenden. Dies geht auch aus entsprechenden Studien der Unfallforschung hervor“, erklärt Arne Schubert vom Straßen- und Brückenbauamt der Stadt Paderborn. Durch das Radeln auf der Straße werden auch mögliche Konflikte zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden entschärft.

Für viele Autofahrende ist die geänderte Regelung aber immer noch irritierend. Sie sind oftmals der Ansicht, dass ein Radweg immer benutzt werden muss. Nicht selten wird auch ein aggressives Verhalten gegenüber Radfahrenden beobachtet und der gesetzliche Mindestabstand von eineinhalb Metern beim Überholen missachtet. Hier wünscht sich Arne Schubert mehr Verständnis seitens der Autofahrenden und Rücksichtnahme gegenüber der schwächeren Verkehrsteilnehmenden. „Radfahrende haben an vielen Stellen im Stadtgebiet das Recht, auf der Straße zu radeln. Auch wenn man sich unter Zeitdruck mit dem Auto gerne mal schnell am Radfahrenden vorbeiquetscht, so sollte man bedenken, dass sich das Überholen mit zu geringem Abstand auf dem Fahrrad viel unangenehmer anfühlt, als es sich der Pkw-Fahrende vielleicht vorstellt“, so Schubert. Leider gibt es kein Schild dafür, dass die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben ist. Ist aber kein blaues Schild mit weißem Fahrradsymbol im Seitenbereich erkennbar, so muss dem Radelnden Raum auf der Straße eingeräumt werden.

Durch die StVo-Novelle, die zum Ziel hat, die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu erhöhen, sind die Städte dazu verpflichtet, die Radwegbenutzungspflicht zu überprüfen. Nur besondere Gründe können eine Benutzungspflicht aufrechterhalten – zum Beispiel ein zu hohes Verkehrsaufkommen auf der Straße oder eine höhere zulässige Fahrgeschwindigkeit der Kraftfahrzeuge. Daraufhin hat die Stadtverwaltung nach und nach die Radwege in Paderborn überprüft und die Radwegbenutzungspflicht an den Stellen aufgehoben, wo es keine einschlägigen Argumente dagegen gab. In den vergangenen Monaten kamen so noch die Gesselner Straße (An den Brodwiesen bis Elser Hude), der Schatenweg (Dubelohstraße bis Trakehnerstraße), die Steubenstraße und die Fürstenallee hinzu.

Um zu verdeutlichen, dass die Radwegbenutzungspflicht an einer Straße aufgehoben wurde und man jetzt die Wahl hat, auf Straße oder Radweg zu radeln, wurden bis vor Kurzem noch Radfahrpiktogramme auf der Straße beziehungsweise auf dem Radweg markiert. Dies ist jedoch aufgrund eines Landeserlasses momentan nicht mehr erlaubt. Derzeit wird auf Landesebene geprüft, ob diese Piktogramme weiter aufgezeichnet werden dürfen, um es sowohl den Autofahrenden als auch den Radelnden zu erleichtern, zu erkennen, wo sie fahren dürfen und so für ein bisschen mehr Verständnis unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden zu sorgen. Denn miteinander fährt es sich immer besser und sicherer als gegeneinander.

Stadt Paderborn

Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing