Ein kleines Stück Stadtgeschichte umgeschrieben

Neues Gutachten zur historischen Stadtwasserkunst von 1523 überrascht

© Stadt PaderbornZu sehen sind die zwei Holzrohre.

Donnerstag, 13. November 2025 | Stadt Paderborn - Jüngst konnte ein kleines Stück Stadtgeschichte in enger Zusammenarbeit zwischen Prof. Dr. Micheal Ströhmer aus dem Team „Stadt. Mensch. Fluss – Die Pader für Europa“, Dr. Sveva Gai aus dem LWL-Stadtarchäologie Team Paderborn und Simone Stritzker vom Museologie Team der Städtischen Museen und Galerien Paderborn umgeschrieben werden: Dank eines dendrochronologischen Gutachtens (basierend auf einer naturwissenschaftlichen Studie von Dr. Thorsten Westphal, die das Alter von Holz anhand der jährlichen Jahresringe bestimmt) der Universität Köln können zwei Altfunde einer hölzernen Wasserleitung neu datiert werden.

Die beiden etwa zwei Meter langen Holzrohre waren über Jahrzehnte im „Adam-und-Eva-Haus“ ausgestellt. Dort wurden sie als Teil der ersten zentralen Wasserversorgung der Stadt grob auf „nach 1523“ datiert. Noch jüngst konnte das Publikum die einheitlich auf sechs Zentimeter durchbohrten Eichenbohlen im Rahmen der Kunstausstellung „Tatort Paderborn 2025 – Der Fluss bin ich“ im neuen Stadtmuseum besuchen. Der einheitliche Bohrungsdurchmesser, der auch bei anderen Leitungsfunden im Altstadtgebiet vorkam, deutet auf eine zentrale Fertigung in der damaligen Bohrmühle hin. Deren Wasserrad drehte sich seit den 1580er Jahren unter einem Dach mit dem Pumpwerk der Stadtwasserkunst an der oberen Börnepader, dort, wo heute das Funktionsmodell der „Freunde der Pader“ steht.

Die alten Gefälleleitungen gelangten wahrscheinlich 1929/30 beim großen Kanalbauprojekt in Paderborns Altstadt ans Tageslicht. Leider ist der exakte Fundort nicht überliefert. Danach wurden einige Rohrfragmente in die Sammlung des Altertumsvereins, damals noch im Historischen Rathaus beheimatet, aufgenommen.

Die Materialanalyse, die vom Labor für Dendroarchäologie an einem Endstück eines Rohres vorgenommen wurde, ergab eine Überraschung: Die Holzprobe stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, und ist damit gut zweihundert Jahre jünger als bisher angenommen. Das Auszählen der freigelegten Jahresringe ergab, dass das Rohr aus einer mindestens 114 Jahre alten Eiche gefertigt worden ist, die zwischen 1612 und 1725 lebte. Das Fälljahr wird auf circa 1746 geschätzt. Damit dürfe es sich bei den beiden „Pipen“ (niederdeutsch für „Holzpfeiffen“) um Teile einer Gefälleleitung gehandelt haben, die um 1740 die Paderborner Stadtkümpe mit Quellwasser aus der Pader versorgte.

Stadt Paderborn

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