Schöpfer des jüdischen Mahnmals gestorben

Im Alter von 79 Jahren starb der dänische Künstler Per Kirkeby

© Stadt- und Kreisarchiv PaderbornDer Platz an der Alten Synagoge mit dem jüdischen Mahnmal. Die Preisjury hatte auch die Einbindungsmöglichkeit des Mahnmals in den noch zu gestaltenden Platz überzeugt.

Freitag, 18. Mai 2018 | Stadt Paderborn - Im Alter von 79 Jahren starb der dänische Künstler Per Kirkeby. Sein Tod gibt Anlass, auch in Paderborn an den Schöpfer des jüdischen Mahnmales am Platz An der Alten Synagoge zu erinnern.

Kirkeby galt als bedeutendster Vertreter der dänischen Gegenwartskunst. Geboren 1938 als Per Christensen in Kopenhagen, schloss er sein Kunststudium an der Experimental Art School 1966 ab und begann, an Backsteinskulpturen zu arbeiten. Dies wurde zu seinem Markenzeichen, mit ihnen und seinen großformatigen abstrakten Bildern erlangte er Weltruhm. 1978 übernahm er eine Kunstprofessur in Karlsruhe, 1989 an der Städelschule in Frankfurt am Main.

An der beschränkten Ausschreibung für ein jüdisches Mahnmal in Paderborn nahm Kirkeby mit einem Backsteinentwurf teil und setzte sich u.a. gegen Daniel Libeskinds Entwurf aus Beton und Stahl durch. Kirkeby wollte bewusst „illustrative, penetrant didaktische und pathetische Zutaten“ vermeiden. „Ich glaube“, so schreibt er in seiner Bewerbung, „das paradoxerweise ist Klarheit ‚am geheimnisvollsten‘.“ Sein einfacher, strenger architektonischer Entwurf überzeugte das Preisgericht, da er „zur Verinnerlichung, Mahnung und Erinnerung durch seine Licht- und Schattenstrukturierungen und durch das Backsteinmaterial“ einlade. Oder in Kirkebys Worten, lasse seine Mauer „Licht und Schatten reden“. Die Farbgestaltung der 8.200 Backsteine nimmt dabei das Äußere der alten Synagoge auf. Während das Preisgericht und ein eigens eingerichteter Arbeitskreis Kirkebys Werk nach eingehender Diskussion uneingeschränkt favorisierten, wurde in der Bevölkerung Kritik geäußert ob der Größe der mahnenden Mauer mit seinen 5 m Höhe und 6,40 m Länge sowie seiner Platzierung in der Innenstadt. Diese Befürchtungen stellten sich nach deren Fertigstellung als unbegründet heraus. Anderen wiederum bietet das Mahnmal heute zu wenige Denkanstöße, zu wenig Möglichkeit der aktiven Auseinandersetzung mit der Thematik des Holocaust. So erfüllt die Mauer doch den Anspruch jedes gelungenen Kunstwerks, nämlich zur Diskussion einzuladen und sich damit aktiv am gesellschaftlichen Geschehen zu beteiligen und mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Das jüdische Mahnmal wurde am 9. November 1993 am Platz An der Alten Synagoge eingeweiht. Wie seine Familie mitteilte, ist Per Kirkeby am 9. Mai sanft entschlafen.

Stadt Paderborn

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