Mit Applaus haben die Menschen zu Beginn der Pandemie den Pflegekräften für ihren Einsatz gedankt und auf die schwierigen Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht – aber hat sich dadurch etwas geändert? Die Politische FrauenMatinée diskutiert am 12. November die Frage „Frauen in Pflegeberufen - Applaus und was dann?“ 

Insbesondere die Zeit der Pandemie hat uns vor Augen geführt, was bislang gerne übersehen wurde: Die Arbeitsbedingungen in den sogenannten „Care-Berufen“, sind vielfach inakzeptabel – und dies schon seit Jahren: „Gute Pflege, die eigentlich selbstverständlich sein sollte in einem weit entwickelten und im Ländervergleich mit guten finanziellen Mitteln ausgestatteten Gesundheitssystem, ist leider im täglichen Alltag in deutschen Einrichtungen nicht gegeben. Die pflegerische Versorgung ist in Deutschland gekennzeichnet von Arbeitsverdichtung und hohem Zeitdruck, Priorisierung bzw. Rationierung von Leistung und einem Trend zur Dequalifizierung, meist aus ökonomischen Gründen.“(dbfk.de)

Spätestens hier sollten wir aufhorchen, denn dies geht uns alle an: In einer vom demographischen Wandel geprägten Gesellschaft wie der deutschen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, an irgendeinem Punkt der persönlichen Lebensgeschichte einmal auf Pflege angewiesen zu sein, diese aber möglicherweise nicht zu erhalten. „Wer immer annahm, im reichen, hochentwickelten Deutschland diesbezüglich auf der sicheren Seite zu sein“, so Dagmar Drüke, „hat sich getäuscht.“ Daher sei es nun so wichtig, an einem Strang zu ziehen und sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen einzusetzen. Denn: Helfen wir den Pflegenden, helfen diese uns!

Wie viele Berufe im Bereich Gesundheit, Soziales oder Erziehung ist auch der Pflegeberuf durch seinen hohen Frauenanteil geprägt. 84 % des Pflege- und Betreuungspersonals in Heimen und ambulanten Diensten war im Jahr 2020 weiblich. In Krankenhäusern betrug der Anteil des weiblichen Pflegepersonals 75 %. (destatis)

Diesem Gender-Aspekt und vielen weiteren Fragen rund um die Situation von Frauen in Pflegeberufen geht die Politische Frauenmatinée der Gleichstellungsstelle – als Variante des traditionellen Politischen Frauenfrühstücks – in diesem Jahr auf den Grund. Expert*innen aus dem Bereich des Gesundheitswesens, der Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik und aus den Pflegeberufen selbst sind auf Einladung der Gleichstellungsstelle im Paderborner Rathaus zu Gast. Sie werden die Lage im Pflege­bereich aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten und sich mit der Frage befassen, wel­che Maßnahmen zukünftig ergriffen werden sollten, um die Situation derjenigen, auf die wir in Kran­kenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten nicht verzichten können, nachhaltig zu verbessern. Moderiert wird die Diskussion von Julia Ures, die Beteiligung des Publikums an der Diskussion ist ausdrücklich erwünscht.

Eine Anmeldung bis zum 7.11.2022 ist erforderlich unter 05251/88-129944 oder frauenmatineepaderbornde. Der Eintritt ist frei, es werden Getränke sowie ein kleiner Imbiss angeboten. Auf Anfrage bis zum 2.11.2022 ist eine Kinderbetreuung oder Gebärdendolmetscher*in möglich.