Die Jothe

Kiese in einem sandgeprägten Tieflandbach!

Renaturierung Im Großen Winkel (2021)

© NZO-GmbHJothe: Senkrechtluftbild (oben) und Geländemodell (unten)

05.05.2021 - Aus der Luft wird besonders deutlich, wie vielgestaltig die neue Jothe ist. Kies, Sand, Lehm, wechselnde Gewässerbreiten und -tiefen sowie Blänken: All dies sieht man erst richtig von oben.

Ein Geländemodell, oben gezeigt in 10-cm-Höhenschritten, macht deutlich, wie genau vom ausführenden Baggerfahrer gearbeitet wurde, um auch die richtigen Höhen, Übertiefungen und Böschungen zu gestalten.

© NZO-GmbH/KlokeRenaturierte Jothe "Im Großen Winkel" kurz vor dem Bauabschluss

16.04.2021 - Seit Anfang 2021 wird an der Jothe im Abschnitt zwischen "Rottberg" und "Im Großen Winkel" gebuddelt und profiliert, nun ist die Renaturierung nahezu abgeschlossen.

© Ralf KlokeJotheverlauf vor der Umgestaltung (2019)

Rund 250 m floss die Jothe zuvor wie mit dem Lineal gezogen grabenartig ausgebaut zwischen den Straßen "Rottberg" und "Im großen Winkel". Dort hatte sie keine Entwicklungschance. Nunmehr steht ihr wieder eine rund 30 m breite Aue zur Verfügung, in der sie sich vollkommen unbedrängt wieder eigendynamisch entwickeln kann. Fast doppelt so lang ist ihr Lauf geworden, so wie es früher einmal gewesen ist.

Totholz und wieder ausschlagfähige Weidensteckhölzer sind als wichtige Strukturelemente eingebracht worden. Sie werden dafür sorgen, dass Ausspülungen und Umlagerungen des anstehenden Bodensubstrates stattfinden können. Darauf sind viele Kleinlebewesen angewiesen. Auch wird der Bach zukünftig wieder beschattet, damit sein Wasser sich nicht zu sehr erwärmt.

Wie dynamisch die Verhältnisse vor dem Eingreifen des Menschen gewesen sind, das zeigen die verschiedenen Bodenarten, die beim Aushub angetroffen wurden. Kiese haben sich bei starker Strömung abgelagert, Sande bei reduzierter Fließgeschwindigkeit und Lehme bei langsam fließenden Überstauungen.

Mit der Maßnahme wird auch das südlich benachbarte Naturschutzgebiet "Elser Holz/Rottberg" im Sinne des Biotopverbundes näher an die ebenfalls ökologisch hochwertige Lippeaue herangebracht. Das hat ein Weißstorch schon in der Bauphase gemerkt...

Beschreibung

© NZO-GmbHKiesbank in der Jothe im Bereich der Abgrabungsgewässer

Sandgeprägter Tieflandbach, so wird der Fließgewässertyp der Jothe definiert. Überwiegend verläuft das Gewässer geradlinig durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen. In zahlreichen Abschnitten wurden daher Renaturierungen umgesetzt. Sie lassen die Jothe, dem Leitbild eines sandgeprägten Tieflandbaches entsprechend, durch die Landschaft mäandrieren.

Gesäumt von lebensraumtypischen Gehölzen weist die Jothe in Teilbereichen aber auch Kiese auf.

© NZO-GmbHTrockengefallen - eine Teichmuschel

Kiese in einem Sandgeprägten Tieflandbach? Ja, denn die Jothe durchfließt drei unterschiedliche Naturräume (die Geseker Oberbörde, die Geseker Unterbörde und die Obere Lipptalung), die in unterschiedlichem Maß von eiszeitlichen Sedimenten, nämlich von Sanden und Kiesen, geprägt sind .

Die Geseker Unterbörde kennzeichnet eine fast ebene, kaum merklich nach Norden geneigte Geschiebelehmplatte. Südlich daran schließt sich die Geseker Oberbörde an, eine fast ebene Hochfläche, die durch die teils steile und scharf eingeschnittene Kastentäler gekennzeichnet ist, wie zum Beispiel das der Alme. Diese Hochfläche ist im Quellbereich der Jothe durch eiszeitliche Ablagerungen (Grundmoräne) geprägt, die dem Kalkgestein überlagert sind.   

© NZO-GmbHIm Geländemodell gut zu sehen: Die Jothe entspringt, wie ihre weiteren Quellbäche, auf der Hochfläche.

Der Jotheoberlauf sowie nahezu alle linksseitigen Nebengewässer der Jothe haben ihren Ursprung im Bereich dieser Kalk-/Grundmoränenhochfläche. Aufgrund der Trockenheit des Kalkgebietes führen aber nur wenige Täler dauerhaft Wasser.

Etwa einen Kilometer verläuft die Jothe ab der Quelle in ihrem Tal nach Osten. Am Fuß der Hochfläche trifft sie auf weite Talung der unteren Alme und damit auf die Geseker Unterbörde. Auch andere am Rand der Kalkhochfläche entspringenden Gewässer verlaufen weiter nach Norden und bilden hier feuchte Niederungen. 

Nach mehr als 8 km mündet die Jothe im Bereich zahlreicher Abgrabungsgewässer in die Gunne, kurz bevor diese in die Lippe mündet.