Leben mit Blindheit und Sehbehinderung

© Stadt Paderborn/Dirk Rellecke

Sich heutzutage im öffentlichen Raum sicher zu bewegen, ist meist keine leichte Sache. Besonders in Städten tobt der Verkehr, in Stoßzeiten strömen viele Menschen von A nach B, die Gehwege sind vollgepflastert mit Fahrradständern, Werbeaufstellern und E-Rollern. Für sehbehinderte Menschen ist die Fortbewegung noch schwieriger, zumal sie im Zeitalter der E-Mobilität Elektroautos und -roller kaum hören können. Darüber hinaus bereiten ihnen Blendung, Lichtwechsel und das Gehen in der Dämmerung und Dunkelheit große Schwierigkeiten. Um beim Weg zur Arbeit, zum Einkauf, zu Freizeitaktivitäten selbstständig zu bleiben, ist Unterstützung nötig.

Ampeln, Leitsysteme und Markierungen

Hilfestellung bei der Straßenüberquerung geben Ampeln, die mit akustischen und taktilen Signalgebern ausgestattet sind. Leitsysteme mit Rillen- oder Noppenplatten erleichtern seheingeschränkten Menschen die Fortbewegung im öffentlichen Raum mit Hilfe des Langstocks. Sehbehinderte Menschen sind vor allem auf Kontraste in Form von Stufenmarkierungen an Treppen und ausreichender Beleuchtung angewiesen.

© Stadt Paderborn/Dirk Rellecke Kirsten Knaup, stellvertretende Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Paderborn, erklärt, wieso akustische Ampeln für Blinde wichtig sind.
© Stadt Paderborn/Dirk Rellecke Kirsten Knaup, stellvertretende Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Paderborn, erklärt, wie Ampeln mit akustischen und taktilen Signalgeber funktionieren.
© Stadt Paderborn/Dirk Rellecke Rüdiger Kühl, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Paderborn, spricht darüber, wie sich sehbehinderte und blinden Menschen in ihrer Umgebung zurecht finden.

E-Roller

Mr.BlindLife macht in den sozialen Netzwerken darauf aufmerksam, wie wichtig Leitstreifen für blinde und sehbehinderte Menschen sind. Oft sind diese durch E-Roller verstellt.

© vm.tiktok.com/ZMd7NXXKE Mr. BlindLife

Trotz dieser Vorkehrungen und Hilfsmittel muss noch viel getan werden, um die Fortbewegung im öffentlichen Raum für sehbehinderte und blinde Menschen sicherer und komfortabler zu machen.

Gegenseitige Rücksichtnahme und respektvoller Umgang miteinander helfen allen Verkehrsteilnehmenden.

  • Ampelanlagen: Verbesserung der Barrierefreiheit durch Umrüstung bestehender Ampelanlagen
  • Hindernisse: Werbeaufsteller, Fahrräder und E-Scooter in Fußgängerzonen sollten nicht als mögliche Stolperfallen platziert werden.
  • Beschilderung: Eine kontrastreiche und ausreichend große Beschilderung kommt allen zugute.
  • Normen nach DIN und Vorgaben zur barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Raums müssen ohne Ausnahmen verbindlich werden.
    Umfassende Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen: Mit der zunehmenden Digitalisierung ist die Beachtung der Barrierefreiheit wichtig, da sonst die Zugänglichkeit in diesem Bereich für sehbehinderte Menschen erschwert wird oder gar nicht erst möglich ist.
  • Rehabilitation: Schulungen zur Rehabilitation werden zwar angeboten, doch leider schrumpft die Zahl der Reha-Lehrerinnen und ‑Lehrer enorm. Das gefährdet eine gute Ausbildung in Orientierung und Mobilität.
© Stadt Paderborn/Dirk Rellecke

Hilfe anbieten

Hilfe und Unterstützung durch sehende Verkehrsteilnehmende sollte in angemessener, respektvoller Art erfolgen. Zuerst sollte der sehbehinderte oder blinde Mensch gefragt werden, ob er überhaupt möchte, dass ihm geholfen wird, und wie die Hilfe erfolgen soll. Sofortige Berührungen oder spontanes Ziehen über die Straße sind zu vermeiden. Damit der zu unterstützende Mensch die folgenden Geschehnisse einordnen kann, empfiehlt es sich, ihn über die Beschaffenheit der Umgebung, eventuelle Hindernisse und die nächsten Schritte zu informieren.