Bunte Falter

Schmetterlinge sind die Sommerboten schlechthin. Erfahren Sie mehr aus der Welt der Raupen, Puppen und Co.

Selbst der eleganteste und anmutigste Falter war in seiner Kindheit ein dicker, runder Vielfraß – eine Raupe eben. Nicht zu verwechseln mit einem „Wurm“, tragen doch alle Schmetterlingslarven drei Paar Beine an ihren Brustringen und dahinter häufig noch fünf Paar sogenannter Bauchfüße. Das sind Hautausstülpungen mit einer hakenumkränzten Sohle, mit der sie sich an jedem natürlichen Untergrund ausgezeichnet festklammern können.

© Erik KaritsDie farbenfrohe Raupe des Schwalbenschwanzes

Der überwiegende Teil der Schmetterlingslarven spinnt! Im Zentrum der Unterlippe liegen die beiden Öffnungen der Spinndrüsen, die Seidensubstanz abscheiden, welche an der Luft zum reißfesten Faden wird, der abwechslungsreich nutzbar ist. Auf glatten Flächen kann er als Antirutschbelag befestigt werden, als Ariadne-Faden markiert er den Weg aus dem Irrgarten der Pflanzen zurück ins Versteck, beim Absturz fällt die Raupe in ihr selbstgesponnenes Rettungsseil, an dem sie sich auch wieder hochziehen kann. Auch für die Verpuppung in einem Kokon ist der Faden bestens geeignet – wurde er vom Maulbeerspinner produziert, wird er von Menschen als Seidenfaden verwendet.

Kaum aus dem Ei geschlüpft, fängt die Larve sofort mit ihrer Lebensaufgabe an: so viel wie möglich fressen und tunlichst nicht gefressen werden. Fett und nährstoffreich wie sie sind, erfreuen sich Raupen großer Beliebtheit bei Wespen, Eidechsen, Singvögeln und Co. Die meisten Raupen ernähren sich von Pflanzenkost, die sie mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen zerkleinern, wie etwa die Raupe des Schwalbenschwanzes die Möhre, Petersilie und Dill liebt. Einige Spezies schrecken auch vor festem Holz nicht zurück. Je nach Art kann es zwischen einer Woche und sieben Jahren dauern, bis sich der plumpe Körper einer Raupe in ein gänzlich anders gebautes Geschöpf verwandelt hat – einen Schmetterling.

© Yuichi Kageyama

Weit mehr als 100.000 Schmetterlingsarten sind bekannt – von winzigen Motten mit zwei Millimetern bis hin zu südamerikanischen Eulenfaltern mit bis zu 32 Zentimetern Flügelspannweite. In Deutschland leben rund 3700 Schmetterlingsarten, in Nordrhein-Westfalen immerhin noch an die 2000.

Ausgewachsene Falter leben nur recht kurz – im Durchschnitt nicht mehr als zwei bis vier Wochen. Einige Spezies leben nur ein paar Stunden, andere legen eine Ruhephase ein oder überwintern gar, wie der Zitronenfalter, der mit sieben bis zehn Monaten der langlebigste Schmetterling ist.

© Krzysztof Niewolny

Ihre Farbenpracht hat Schmetterlinge zu den bekanntesten und beliebtesten Insekten gemacht. Eine Fülle feinster, sich wie Dachziegel überlappender Schuppen sitzen an Stilen auf beiden Seiten der glasig durchsichtigen Flügelhaut. Diese Schuppen enthalten entweder Farbstoffe oder brechen das weiße Licht wie ein Glasprisma in seine Spektralfarben. Auf diese Weise entstehen je nach Lichteinfallswinkel oder Blickrichtung metallisch schillernde Farben. So können die Schwingen des Großen Schillerfalters, den man auch bei uns an Waldrändern beobachten kann, dezent dunkelbraun oder auffallend blau erscheinen.


Dieser Blickpunkt Artikel wurde von Dr. Sven Mecke,Leiter des Naturkundemuseums Paderborn verfasst. Ein herzliches Dankeschön dafür!


Unser Tipp:

Vom 10. Juli bis 3. Oktober 2021 zeigt die Sonderausstellung „Hochstapler, Trunkenbolde, Schnüffler … und andere verrückte Schmetterlinge“ im Naturkundemuseum Paderborn mit spektakulären Fotografien des international renommierten Naturfotografens Ingo Arndt die faszinierende Welt der Schmetterlinge. Interaktive Führungen durch die Sonderausstellung sowie naturkundliche und kreative Workshops bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit einer interessanten und sinnlichen Freizeitgestaltung. Die Teilnahme an einer Führung oder einem Workshop ist nur nach individueller Voranmeldung möglich: 05251 88-12636 / d.gornypaderbornde