ONE BILLION RISING 2024

Protest-Tanzaktion One Billion Rising 2024 in Paderborn als Beitrag zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Stadt Paderborn

© onebillionrising.orgOne Billion Rising 2024: Rise for freedom

Solidarität in Aktion: One Billion Rising 2024

Bereits zum 9. Mal verwandelte sich der Rathausplatz Paderborn am 14.02.24 wieder in eine große Protestfläche gegen Gewalt an Frauen. Im Sinne des Aktionstags „One Billion Rising“ (Eine Milliarde erhebt sich) lud der Paderborner Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Paderborn alle Paderbornerinnen und Paderborner zur Protest-Tanzaktion auf dem Rathausplatz ein. „One Billion Rising“ ist ein internationaler Protesttag, der jährlich am 14. Februar stattfindet und an dem weltweit Aktionen gegen Gewalt an Frauen stattfinden. Die Aktion ist ebenfalls ein Beitrag zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in der Stadt Paderborn.

Vor Beginn des Protesttanzes richtete der stellvertretende Bürgermeister Martin Pantke sein Wort an das Publikum und betonte die Wichtigkeit des Aktionstags. One Billion Rising sei ein lautstarkes Symbol der Solidarität und Verbundenheit mit Frauen, die männlicher Gewalt ausgesetzt sind. „Denn auch bei uns in Paderborn ist es für viele Frauen Alltag, geschlechtsspezifische Gewalt erleben zu müssen. Auch hier bei uns sind die Zahlen und Dunkelziffern, die man unterstellen kann, beschämend“, so der stellvertretende Bürgermeister. 
Man dürfe daher nicht nachlassen, diese Thematik immer wieder öffentlich zu machen und Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen, zur Vorbeugung und zur schnellen Strafverfolgung der Täter zu fordern. In diesem Kontext sei die EU-Richtlinie zu Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, auf die sich Rat und Europaparlament kürzlich verständigt hätten, ein Schritt nach vorn. „Auch wenn man nicht unbedingt verstehen muss, warum die ursprünglich in der Richtlinie vorgesehene Regelung hinsichtlich des Tatbestandes der Vergewaltigung und damit auch das Prinzip „Nur Ja heißt Ja“ herausgenommen wurde“, so Martin Pantke.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn, Dagmar Drüke, bedankte sich bei den engagierten Frauen, die hinter dem Arbeitskreis „Gewalt gegen Frauen“ stünden und die sich nicht nur heute, sondern jeden Tag gegen Gewalt an Frauen einsetzten. „Denn Gewalt gegen Frauen ist leider immer noch gegenwärtig – auch in Paderborn“, so die Gleichstellungsbeauftragte. So seien im Jahr 2022 in Paderborn 250 Anzeigen von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung bei der Polizei registriert worden. Darunter 54 Anzeigen wegen Vergewaltigung, 19 Anzeigen wegen sexueller Nötigung und sexueller Übergriffe und 22 Fälle von exhibitionistischen Handlungen. Außerdem wurden 80 Stalkingfälle und 75 Fälle sexueller Belästigung registriert. Dabei werde die Dunkelziffer als sehr hoch geschätzt. Nicht nur im Kreis Paderborn komme es erschreckend häufig zu Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher und sexueller Gewalt: „2021 wurden in Deutschland 113 Femizide begangen, also die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Durchschnittlich wird also an jedem dritten Tag in Deutschland ein Femizid begangen“, so Drüke. Der letzte mutmaßliche bekannt gewordene Femizid passierte am 25.01.2024 in St. Leon-Rot. Dort wurde eine 18-jährige Schülerin mutmaßlich von ihrem Expartner getötet.

Im Anschluss an die Reden riefen der stellvertretende Bürgermeister und die Gleichstellungsbeauftragte zum Protesttanz auf. Etwa 60 Menschen sind dieser Aufforderung gefolgt und haben zum Protestsong „Break The Chain“ (Sprenge die Ketten), der vom Aufbrechen patriarchaler Strukturen handelt, getanzt. Trillerpfeifen und Protestschilder untermalten die Aussage des Protesttanzes zusätzlich: „Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch männliche Gewalt“ und „Betroffenen glauben!“ war unter anderem auf den Protestschildern zu lesen.


Was ist One Billion Rising?

One Billion Rising (OBR) (englisch für Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung. Sie wurde im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert. Die „eine Milliarde“ weist auf eine UN-Statistik hin, nach der eine von drei Frauen in ihrem Leben entweder vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung werden. Die Kampagne wurde im Rahmen der V-Day-Bewegung gestartet. Es ist eine der größten Kampagnen weltweit zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen. Die Veranstaltungen finden in mittlerweile über 200 Ländern statt, vor allem in Asien und Afrika.