Frauen – Flucht – Demokratie!

Auftaktveranstaltung zum Internationalen Frauentag

© Stadt PaderbornTraten gemeinsam in eine intensive Diskussion: (v.l.) Dagmar Drüke, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Paderborn, Bürgermeister Michael Dreier, Prof. Dr. Rita Süssmuth, Fernsehjournalistin Maria von Welser, Moderatorin Brigitte Büscher und Mechthild Pleininger, Vorsitzende der Gleichstellungskommission.

Samstag, 03. März 2018 | Stadt Paderborn - Am Samstag, 3. März, fand die Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Internationalen Frauentag im Historischen Rathaus statt. Die Gleichstellungstelle der Stadt Paderborn hatte zwei hochkarätige Gäste geladen: Prof. Dr. Rita Süssmuth und Maria von Welser diskutierten gemeinsam über das Thema „Frauen – Flucht – Demokratie“.
Zunächst begrüßte Bürgermeister Michael Dreier gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Dagmar Drüke und der Moderatorin Brigitte Büscher die Gäste im großen Saal des Paderborner Rathauses.
Michael Dreier bedankte sich beim Team der Gleichstellungsstelle und der Vorsitzenden der Gleichstellungskommission, Mechthild Pleininger, für ihr großes Engagement. Ihm liege die Gleichstellung sehr am Herzen, so der Bürgermeister. Daher forderte er alle Anwesenden auf weiter für diese zu kämpfen und sicherte seine Unterstützung zu.
Dagmar Drüke erklärte im Anschluss, wie man auf das diesjährige Thema der Auftaktveranstaltung gekommen sei. Das Thema Flucht sei immer noch sehr aktuell, aber käme in den Medien, gerade in Bezug auf Frauen, oft zu kurz, so die Gleichstellungsbeauftragte. Aktionen wie die MeToo-Bewegung zeigten aber, dass es wichtig sei Aufmerksamkeit zu erregen.
Im November dieses Jahr feiert Deutschland 100 Jahre Frauenwahlrecht. Diesen Jahrestag nahm Prof. Dr. Rita Süssmuth zum Anlass, um einen Blick auf die Entwicklung der Demokratie in den vergangenen 100 Jahren zu werfen. Es sei eine Menge passiert, resümierte sie, aber man könne keinesfalls sagen, schon alles erreicht zu haben. Es brauche nicht nur ein Umdenken im Bewusstsein der Menschen, sondern auch eine geeignete Rechtsgrundlage, so die Erziehungswissenschaftlerin. Von "Trippelschritten" halte sie nichts und daher gebe sie sich auch nicht mit 31 Prozent Frauenanteil im Bundestag zufrieden, da es schon längst 50 Prozent hätten sein müssen.
In diesem Zusammenhang lobte sie die Arbeit der Paderborner Gleichstellungskommission und die positive Entwicklung der Stadt. Viele Führungspositionen seien hier mit Frauen besetzt und auch der Anteil an Frauen im Paderborner Rat sei besser als der im Bundestag.
Sie forderte dazu auf, auch über tabuisierte Themen offen zu sprechen. In ihrem Leben sei sie oft auf Hindernisse gestoßen und habe das Wort „Nein“ mehr als einmal gehört, erzählte die 81-jährige ehemalige Bundestagspräsidentin. Aber mit einem „Nein“ habe sie sich nie zufriedengegeben und immer nach dem Motto „Das wollen wir doch mal sehen“ gelebt. Die Demokratie sei zwar formal schon weit gekommen, werde aber praktisch immer noch zu wenig gelebt, gab sie abschließend zu bedenken.
Im Anschluss an den Impulsvortrag zur Entwicklung der Demokratie, warf Maria Welser einen Blick auf die aktuelle Situation von Frauen auf der Flucht. Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin erzählte von ihren Reisen nach Jordanien, in den Libanon und die Türkei, wo sie sich auf die Suche nach geflüchteten Frauen gemacht hat. Sie erzählte von den Missständen und unmenschlichen Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern. In Gesprächen mit geflüchteten Frauen habe sie immer wieder erfahren, dass Frauen nicht nur vor dem Krieg, sondern vor allem vor Gewalt, sexuellen Übergriffen und Genitalverstümmelung flüchteten. Auf ihren teils dramatischen Wegen nach Europa, zahlen Frauen oftmals mit ihrem Körper, um ihre Flucht bezahlen zu können, erzählte Maria von Welser. In Europa angekommen, finden Frauen meistens nicht den Mut ihre Scham zu überwinden und von den Straftaten zu erzählen, die ihnen angetan wurden.
In Deutschland werde eine Menge getan, um Flüchtlinge zu integrieren, aber man vergesse oft, dass Frauen aufgrund ihres oftmals schlechteren Bildungsstand eine intensivere Form der Integration benötigten, mahnte die Fernsehjournalistin. Zum Abschluss hielt sie fest, dass der Prozess der Integration noch lange nicht vorbei sei und in den kommenden Jahren jede helfende Hand benötigt werde.
Im Anschluss an die beiden Vorträge entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum.
International ging es auch bei der musikalischen Untermalung der Veranstaltung zu. Mitra Behpoori aus dem Iran und die Japanerin Kazuyo Tsunehiro treten gemeinsam als Duo-Delgosha auf und erfreuten das Publikum mit ihrer Musik.

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