Eine echte Rarität

Kupferstichplatte von Aldegrever ersteigert

© Stadt PaderbornPräsentieren die Kupferstichplatte und das Abbild: Dr. Andreas Neuwöhner (l.), wissenschaftlicher Mitarbeiter der städtischen Museen, und Matthias Dämmig, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe an der Universität Paderborn.

Mittwoch, 08. Juni 2016 | Stadt Paderborn - Andreas Neuwöhner ist zufrieden: „Es handelt sich um eine absolute Rarität“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter der städtischen Museen. Er blickt auf eine kleine Platte in seinen Händen, nur 10 mal 6 Zentimeter groß. „Das ist eine original Kupferstichplatte von Heinrich Aldegrever“, sagt Neuwöhner. Und Aldegrever war nicht nur ein Sohn der Stadt Paderborn, sondern auch einer derjenigen Kupferstecher, die im 16. Jahrhundert am meisten kopiert und rezipiert wurden.

Mehr als 450 Jahre alt ist die Kupferstichplatte, sie stammt aus dem Jahr 1552. Für 8.000 Euro hat sie die Stadt Paderborn mit finanzieller Unterstützung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalen bei einer Versteigerung in einem Münchner Auktionshaus erworben. Zwei Kupferstichplatten wurden dort zum Kauf angeboten. Neuwöhner entschied sich für diejenige, die noch besser erhalten war. „Kupferplatten mit beliebten Motiven wurden damals so lange wie möglich für die Herstellung von Abzügen genutzt. So lässt sich auch erklären, dass die Linien nur noch schwach zu sehen sind“, erklärt Neuwöhner.

Dennoch: Das Motiv auf der Kupferstichplatte ist eindeutig zu erkennen. Es handelt sich um die Personifikation der Völlerei, eine der sieben Todsünden. Darauf lässt nicht nur die Verwendung eines Schweins, eines Allesfressers, sowie weiterer Symbole sondern auch eine an ein humanistisches Publikum gerichtete Inschrift in Latein schließen. Fest steht auch, dass die Kupferstichplatte im Zusammenhang mit einer Reihe weiterer steht: Denn Aldegrever hat eine ganze Folge von Bildmotiven angefertigt und den sieben Todsünden die sieben Tugenden programmatisch gegenüber gestellt. Dabei orientierte er sich an tradierten Bildtraditionen, entwickelte aber trotzdem vollkommen eigenständige Bildideen.

Auf die zur Versteigerung freigegebene Kupferplatte Aldegrevers wurde Neuwöhner durch Matthias Dämmig, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe an der Universität Paderborn, aufmerksam. In einem seiner Seminare befassen sich Studierende derzeit mit Aldegrever und bearbeiten den Bestand des Paderborner Altertumsvereins, welcher bereits im Besitz mehrerer Drucke des Künstlers ist. "Es ist toll, dass der Bestand, über den man bisher wenig wusste, noch einmal auf diese Weise bearbeitet wird", meint Neuwöhner. Auch eine Ausstellung im Kloster Dalheim bereiten die Studierenden vor. „Dort wird die Kupferstichplatte auch erstmals öffentlich zu sehen sein“, sagt Seminarleiter Dämmig. Möglicherweise kann sie auch im zukünftigen Stadtmuseum bestaunt werden, das sich derzeit noch in der Planung befindet.

Die Kupferstiche von Aldegrever befinden sich weltweit in graphischen Sammlungen, beispielsweise im British Museum London oder im Rijksmuseum Amsterdam. Aldegrever zählt zu den „Kleinmeistern“, einer Gruppe Nürnberger Kupferstecher aus dem Umkreis von Albrecht Dürer, die ihren Namen aufgrund der sehr kleinen Formate ihrer Stiche erhalten hat. Berühmt sind Aldegrevers Porträts von den Münsteraner Wiedertäufern Bernd Knipperdolling und Jan van Leyden aus dem Jahr 1536.

Stadt Paderborn

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