Vive l’amitié franco-allemande

Deutsch-Französische Gesellschaft feiert 70jähriges Jubiläum im Historischen Rathaus

© DFGSabine Kramm, stellvertretende Bürgermeisterin, berichtete während der Jubiläumsfeier im Historischen Rathaus von ihren persönlichen Erfahrungen mit der DFG und erzählte von der gemeinsamen Fahrt nach Le Mans zum 50jährigen Bestehen der Partnerschaft der beiden Städte.

Donnerstag, 22. September 2022 | Stadt Paderborn - Die Deutsch-Französische Gesellschaft Paderborn feierte am Wochenende ihr 70jähriges Jubiläum. Am Samstagabend begann das Festprogramm mit einem beeindruckenden Konzert des Duos ‚Pariser Flair‘ im Paderborner Rathaussaal. Die beiden Musikerinnen Marie Giroux (Gesang) und Jenny Schäuffelen (Piano und Akkordeon) sangen nicht nur französische Klassiker von Piaf, Aznavour, Brel und Bécaud, sondern präsentierten auch eine kurzweilige, hochinteressante Stadtführung durch die ‚Stadt der Liebe‘ – wie nur die Deutschen Paris nennen. Neben interessanten Tipps für einen Parisbesuch, waren die Zuschauer auch selber gefordert. Sie errieten bekannte Schriftsteller und beantworteten Fragen zu Paris. Schließlich war es für die begeisterten Zuschauer ein Leichtes einen ‚Pariser Tango‘ aufs Parkett des Paderborner Rathauses zu legen. Zum Abschluss bekam jeder Gast eine kleine Tourbeschreibung mit Tipps und Adressen, mit denen sie auf dieser außergewöhnlichen Tour entlang der Seine und durch die Quartiers so ganz ‚en passant‘ vertraut gemacht worden waren.
Am Sonntag rundete das Duo Pariser Flair mit ihren musikalischen Beiträgen das Festprogramm ab. Bereits bei der Ankunft am Rathaus war Frankreich-Atmosphäre spürbar. Zahlreiche wunderschöne französische Oldtimer schmückten den Vorplatz des Rathauses und erfreuten mit ihren deutsch-französischen Fahnen die Passanten und Gäste. Die Vorsitzende der DFG Paderborn Birgit Kelliger konnte an diesem Vormittag viele Mitglieder, frankreichinteressierte Gäste, ehemalige Vorstandsmitglieder der DFG Paderborn, Vertreter anderer Deutsch-Französischen Gesellschaften aus der Umgebung und Vertreter der Partnerschaftsvereine der Stadt und des Kreises Paderborn begrüßen.
In ihrer Ansprache blickte Birgit Kelliger auf die lange Geschichte der DFG Paderborn zurück. Bis heute zeigt sich die DFG Paderborn als ein lebendiger Verein, der sich in vielfältiger Weise um die deutsch-französischen Beziehungen und um die Verständigung in Europa bemüht.
Sabine Kramm, stellvertretende Bürgermeisterin, berichtete in ihrem Grußwort von ihren persönlichen Erfahrungen mit der DFG und erzählte von der gemeinsamen Fahrt nach Le Mans zum 50jährigen Bestehen der Partnerschaft der beiden Städte. So viele intensive Gespräche, die Ermutigung, das verschüttete Schulfranzösisch wieder hervorzuholen und die gastfreundlichen Begegnungen hätten sie begeistert.
Dr. Etienne Sur, Generalkonsul in NRW als Vertreter der Französischen Botschaft, ermutigte die DFG Paderborn weiter zu machen mit ihrem Engagement. Diese Arbeit für die französische Sprache und Kultur, sowie für die älteste Städtepartnerschaft sei unerlässlich und hervorragend. Es sei Einsatz für die deutsch-französische Freundschaft und für Europa. Auch die Jugend müsse mitgenommen werden, die deutsch-französischen Bürgernetze müssten gestärkt werden. „Wir können die Herausforderungen, die sich stellen – wie z.B. den Klimawandel – nur zusammen in Europa stemmen, nur gemeinsam gewinnen.“, so Etienne Sur.
Frau Dr. Mehdorn, Präsidentin des Dachverbandes VDFG, betonte, dass die deutsch-französischen Gesellschaften und die Partnerschaftskomitees die Basis der menschlichen Begegnung oder - wie Alfred Grosser es nannte - „eine menschliche Infrastruktur“ schaffen. Mehdorn wies darauf hin, dass, wenn nur 5 Stunden pro Woche Zeit in die Arbeit der DFG investiert wird, es immerhin 18000 Stunden in 70 Jahren sind, die zusammenkommen. Dies sei ein beachtliches ehrenamtliches Engagement, das die DFG damit leiste. Sie hob die DFG Paderborn als Gründungsmitglied der VDFG hervor. Dieser Verband wurde 1957 als Arbeitskreis in Wetzlar gegründet.
„Ne me quitte pas – verlass mich nicht – 70 Jahre DFG Paderborn, 70 Jahre deutsch-französische Freundschaft“ – so hatte Mathias Werth, Verantwortlicher WDR-Redakteur für Dokumentarfilm und ehemaliger ARD-Frankreichkorrespondent in Paris, seinen Festvortrag betitelt. Mathias Werth fühlt sich eng mit Frankreich verbunden, sein letztes Ereignis, über das er als Korrespondent in Paris berichtet hatte, war der Brand von Notre Dame. Er erzählt von seinen ganz persönlichen Frankreich-Erlebnissen: seiner Jugendliebe Michelle auf der Fährfahrt nach Korsika, deren Telefonnummer er verloren hat, und dem unterschiedlichen Arbeits-Begriff, der von einem Le Monde-Journalisten erläutert wurde, indem er Louis XIV als wichtigsten Franzosen nannte und fragte, ob dieser denn jemals gearbeitet habe. Mathias Werth stellt die Frage, ob heutzutage, da ja nicht mehr das Ziel, den Frieden zu erhalten, sondern viele andere Themen in den Vordergrund gerückt sind, die Arbeit abgeschlossen sei und nichts mehr für die deutsch-französische Freundschaft getan werden müsse. In seiner Antwort betont er, dass sich das gerade in dieser Zeit als falsch erwiesen hat. Aussöhnung und Frieden sei ein immerwährender Prozess, der nie endet. Gerade heutzutage verspürten sowohl Deutsche als auch Franzosen „die Lust am Extremen“, was oft von den Medien verstärkt würde, indem sie denen viel Raum geben, die am lautesten schreien. Er betont, dass der ursprünglich deutsch-französische Sender ARTE inzwischen zu einer europäischen Plattform geworden ist, der in vielen verschiedenen Sprachen sendet. Intern werde ARTE als in Anspielung auf Netflix ‚Euroflix‘ genannt. Mit Verweis auf das 24-Stunden-Rennen in Le Mans unterstreicht Werth, dass die deutsch-französische Freundschaft 24 Stunden lang gepflegt werden muss. „Freundschaft fußt auf dem gemeinsam Erlebten und Bewältigten, auf dem ‚Weißt du noch…?“, so Mathias Werth.
An den Festakt schloss sich ein Apéritif im Rathaussaal an.

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