Geisselscher Garten: Entwurf für „geheimnisvollen Inselgarten“ liegt vorn

Landschaftsarchitekturbüros stellen ihre Konzepte der Öffentlichkeit vor

© Stadt PaderbornPräsentierten am Montag den Siegerentwurf für den Geißelschen Garten (v. l.): Claudia Warnecke, Technische Beigeordnete der Stadt Paderborn, Planerin Irene Lohaus vom Büro Lohaus Carl Köhlmos und Jessica Schütte, Leiterin des Amtes für Umweltschutz und Grünflächen.

Mittwoch, 18. Oktober 2023 | Stadt Paderborn - Wie geht es mit dem Geisselschen Garten an der Paderborner Stadtbibliothek weiter? Diese Frage stand am Montag im Mittelpunkt des Abschlusskolloquiums der drei Landschaftsarchitekturbüros, die mit der Konzeptentwicklung für die Wiederherstellung des zerstörten Areals beauftragt wurden. Aus den drei Gestaltungsentwürfen hat die Empfehlungskommission nun einen Sieger gekürt: Das Büro Lohaus Carl Köhlmos aus Hannover überzeugte mit seiner Idee des „geheimnisvollen Inselgartens“. Alle drei Entwürfe wurden im Paderborner Rathaus erstmals auch der Öffentlichkeit vorgestellt.

Durch den Tornado im Mai des vergangenen Jahres hatte die ca. 4600 Quadratmeter große Grünanlage erheblichen Schaden erlitten: 120 Bäume wurden entwurzelt oder stark geschädigt, auch das Paderufer mit seiner Ufervegetation und das Stadtmobiliar haben Schaden genommen. Für die Wiederherstellung des Geisselschen Gartens wurden im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung drei Landschaftsarchitekturbüros von der Stadt Paderborn beauftragt, jeweils einen Gestaltungsvorschlag zu entwickeln: Das Büro Lohaus Carl Köhlmos aus Hannover, Heuschneider Landschaftsarchitekten aus Rheda-Wiedenbrück sowie DTP Landschaftsarchitekten aus Essen. Die Bearbeitung erfolgte kooperativ im Rahmen von drei Austauschtreffen – Einführungs-, Zwischen- und Abschlusskolloquium – mit dazwischenliegenden Arbeitsphasen. Begleitet wurde der Prozess von einer Empfehlungskommission, in der Verwaltung und Politik sowie externe Fachleute und Vertreter*innen der Bürgerschaft vertreten sind. Darüber hinaus wurde das gesamte Planungsverfahren durch den Duisburger Landschaftsarchitekten Christian Jürgensmann betreut.

„An uns sind sehr unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Erwartungen an die Neubepflanzung des Geisselschen Gartens herangetragen worden, die öffentliche Anteilnahme daran ist sehr groß. Die Unterschiedlichkeit der heute präsentierten Vorentwürfe bei identischer Aufgabenstellung zeigt, dass die bloße Beauftragung eines Büros dieser anspruchsvollen Ausgangslage nicht hätte gerecht werden können“, erläuterte die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Das Verfahren habe sich bewährt: „Während des Bearbeitungsprozesses haben alle Beteiligten voneinander gelernt. Es ist ein tolles Ergebnis, dass wir uns am Ende des Verfahrens einvernehmlich für eine Arbeit ausgesprochen haben“, so Jessica Schütte, Leiterin des Amtes für Umweltschutz und Grünflächen.

Über den positiven Verlauf des Verfahrens freute sich auch Christian Jürgensmann: „Wenn man erkennt, dass in einem Ort so viel Herzblut, Stadtgeschichte und so viele Erwartungen für die Zukunft stecken, lohnt es sich, etwas mehr zu investieren“, so der Landschaftsarchitekt. Der Siegerentwurf zeige einen guten Weg auf, wie es mit dem Geisselschen Garten weitergehen könne.

Das Konzept des Büros Lohaus Carl Köhlmos überzeugte insbesondere durch einen offensiven Umgang mit der Geschichte des Geisselschen Gartens. Der Gestaltungsentwurf orientiert sich an dem, was die Grünfläche ursprünglich war – ein Garten, kein Wald oder Park. „Ausgangspunkt ist die historische Stadt“, erklärte Planerin Irene Lohaus. Elemente aus unterschiedlichen Zeitschichten würden dabei aufgegriffen: So werde die in Relikten noch erhaltene Mauer, mit dem der Garten früher eingerahmt wurde, in Form einer ca. 1,3 Meter hohen Lehmmauer auf der Seite zur Stadtbibliothek aufgriffen. Darüber hinaus werde der Garten durch Gartenpforten und -tore betreten, die sich bei Bedarf auch schließen lassen würden. Der Weg würde im nördlichen Bereich des Gartens seinem heutigen Verlauf folgen und sich im Bereich der durch den Tornado zerstörten Fläche verzweigen. Dazwischen entstehe eine Lichtung, die ebenfalls schon einmal Teil des Geisselschen Gartens war. Zudem sind zwei Gartenplätze geplant, die leicht über die Pader ragen und einen ganz neuen Blick auf das Michaelskloster sowie auf die Fachwerkhäuser in der Straße Auf den Dielen bieten.

In Hinblick auf die Vegetation sieht die Planung vor, den alten Baumbestand zu erhalten. Auch die Gehölze, die seit dem Tornado nachwachsen, sollen bleiben. Die so entstehenden Flächen könnten zunächst planerisch begleitet werden, um zu schauen, wie sie sich in den nächsten Jahren entwickeln. Entlang dieser Flächen sowie entlang der Wege sollen zudem neue Bäume gepflanzt werden. Um eine „weiche Kante“ an der Pader zu erzeugen, sind für das Ufer Baumarten vorgesehen, deren Äste schleppenartig über dem Wasser hängen.

Noch in diesem Jahr soll der zuständige Fachausschuss über die Weiterbeauftragung des Büros Lohaus Carl Köhlmos mit der Planung für die Neubepflanzung des Geisselschen Gartens beschließen. „Ziel ist es, im Herbst nächsten Jahres mit der Umsetzung zu beginnen“, so Claudia Warnecke. Für das Gesamtprojekt stehen einschließlich der Beauftragung der drei Büros maximal 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Kosten sind förderfähig aus dem Förderprogramm „Sturmtief Emmelinde“ mit einer Förderquote bis zu 90 Prozent.

Stadt Paderborn

Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Stadtmarketing