Wie die Digitalisierung der Verwaltung in Stadt und Region gelingen kann

Gemeinsamer Workshop mit estnischen Gästen und Vertretern von Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft in der Universität Paderborn und dem Technologiepark

© Stadt PaderbornBildmitte von links: Taavi Einaste, Firma Nortal, Bürgermeister Michael Dreier (Stadt Paderborn), Thomas Schneider, Firma Nortal, Simone Probst, Vizepräsidentin Universität Paderborn, Landrat Manfred Müller, Kreis Paderborn, Elena Matekina, NRW.Invest.

Mittwoch, 20. Dezember 2017 | Stadt Paderborn - Auf Einladung der Stadt Paderborn kamen zwei Partner der estnischen Firma Nortal zu einem Gegenbesuch aus Tallinn nach Paderborn, um mit Vertretern der Bezirksregierung, des Kreises Paderborn und der Stadt Delbrück, sowie Vertretern der Universität Paderborn, von NRW.Invest, dem Fraunhofer Institut und der Wirtschaft, zum Thema digitale Verwaltung zu arbeiten. Taavi Einaste und Thomas Schneider, Firma Nortal, berichteten von der Geschichte ihres Unternehmens, das sich mit estnischem Pragmatismus und konzeptionellen Ideen frühzeitig auf den Weg machte, in Estland mit geringem Budget der Verwaltung die Digitalisierung voranzutreiben. Die Ideen hatten Erfolg; an mehr als 40 % des Digitalisierungsprozesses der estnischen Verwaltung ist die Firma Nortal beteiligt, hält derzeit 10 Standorte weltweit und ist in mehr als 27 Staaten geschäftlich aktiv. Taavi Einaste ermutigte: „Digitalisierung der Verwaltung – das können Sie auch. Sie haben bereits einen Bundespersonalausweis, mit dem man technisch all das und noch einiges mehr umsetzen kann.“
Kern der estnischen Digitalisierungsstrategie ist die elektronische Identität der Bürgerinnen und Bürger. Auch bequem per App vom Smartphone nutzbar, ist diese der Schlüssel zu den über die Person gespeicherten Daten. Die Daten werden einmal erfasst („once and only – Prinzip“) und sind jederzeit von den Bürgerinnen und Bürgern individuell einseh- und korrigierbar. Auch Zugriffe der Behörden auf diese persönlichen Daten sind für den Einzelnen nachvollziehbar, können gemeldet und bei Missbrauch dann staatlich unmittelbar sanktioniert werden. „Diese Kontrolle über die eigenen Daten und die Transparenz der Datenflüsse stärken das Vertrauen der Esten in den Digitalisierungsprozess.“, erläutert Thomas Schneider.
Die Digitalisierung ist in Estland eine Selbstverständlichkeit und wird wegen der deutlichen Effizienzsteigerung und des Gewinns an freier Zeit von allen akzeptiert. Die Frage nach einem denkbaren Architekturmodell für den Digitalisierungsprozess in Stadt und Region beschäftigte eine der Arbeitsgruppen des Workshops. Gemeinsam wurde ein Grobkonzept für eine technologische Basis erarbeitet, die Grundlage für Anwendungsbeispiele wie die digitale Gewerbeanmeldung, weitere Bürgerservices, aber auch für digitale Lösungen u.a. in den Bereichen Mobilität, Energie und Handel bilden könnte.
In einer zweiten Arbeitsgruppe wurden Fragen nach rechtlichen Rahmenbedingungen, Hindernissen aus deutscher Sicht, Erfolgsfaktoren für die Umsetzung, Internetsicherheit, Big Data und Transparenz diskutiert. Einig war man sich, dass Digitalisierung vernetztes Denken und teils neue Arbeitsabläufe in der Verwaltung erfordert. Dazu brauche es eine intensive Abstimmung und Kooperation der verschiedenen Ämter einer Verwaltung. Auch die transparente und offene Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern sei für das Gelingen des Digitalisierungsprozesses immens wichtig. Man müsse die Ängste der Bürgerinnen und Bürger vor den anstehenden Veränderungen ernst nehmen, sie intensiv beteiligen und ihnen den Nutzen ausgewählter digitaler Lösungen für Verwaltung und für Stadt und Region deutlich und greifbar machen.
Die estnischen Gäste waren sehr interessiert an den Paderborner Expertenberichten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung zu den Themen Industrie 4.0 und Arbeit 4.0, der Digitalisierung in Lehre und Forschung der Universität Paderborn, des Wettbewerbs „Digitale Stadt“ und der digitalen Modellregion OWL. Deutschland sei vor allem in den Bereichen Industrie und Informationstechnik sehr angesehen, waren sich die estnischen Gäste einig. Man selbst fahre deutsche Autos und ihr erster PC sei ein Nixdorf aus Paderborn gewesen. Es sei beeindruckend zu erleben, mit welchem Elan und welcher Begeisterung das Thema Digitalisierung in Paderborn und der Region jetzt angepackt werde. Die Kooperationspartner der digitalen Modellregion Ostwestfalen-Lippe, Bürgermeister Michael Dreier, Stadt Paderborn, Landrat Manfred Müller, Kreis Paderborn, Bürgermeister Werner Peitz, Stadt Delbrück, Dr. Malte Wietfeld, Bezirksregierung, waren sich darüber einig, dass der wertvolle Austausch mit Estland fortgeführt und intensiviert werden soll.

Stadt Paderborn

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