Auswirkungen des Klimawandels

Bedrohter Wald oder Klimawandel als Chance? Ein Blick in die Glaskugel! Wie ist es um die Gewässer bestellt und wer profitiert eigentlich vom Klimawandel?

© NZO-GmbH - J. Lohnherr / J. SchielmannWald im Wandel

Der Blick in die Glaskugel

Unsere Wälder

Schlagzeilen wie "Der Wald stirbt" sind nach den Trockenjahren 2018/19 weit verbreitet, doch ist das wirklich so?

Der Wald verändert sich, das ist sichtbar. Überall an den Waldwegen sind große Holzpolter zu sehen, die vor einigen Jahren noch mit dichten Fichtenwäldern bestandenen Flächen sind kahl geschlagen. Dort wo die abgestorbenen Bäume noch stehen, knirschen die herabgerieselten Nadeln unter den Füßen. Sonnenstrahlen treffen auf den Waldboden der Buchen- und Eichenwälder - sie sind lichter geworden. Aber ist der Wald wirklich bedroht?

Nadelbäume wie die Fichte werden besonders hart vom Klimawandel getroffen. Schädlinge wie der Borkenkäfer können sich kräftig vermehren und in den Fichtenforsten stehen die Bäume dicht an dicht, sodass er nicht mal weit ausschwärmen muss. Schwerer hat er es in Mischwäldern, wo die nächste Fichte nicht so einfach zu finden ist.

Sturmschäden wie sie beim Orkantief Friederike 2018 aufgetreten sind, treten wahrscheinlich zukünftig häufiger auf. Nicht nur Nadelwälder, sondern auch Mischwälder insbesondere auf flachgründigen Böden können davon betroffen sein. Doch dort wo Bäume absterben, können sich andere Arten und Lebensgemeinschaften entwickeln und ausbreiten.

Unsere Gewässer

Wie ist es eigentlich um unsere Gewässer bestellt? Meldungen über zu wenig Wasser in den Flüssen und Bächen, sinkende Grundwasserstände und einfach zu wenig Regen sind nahezu an der Tagesordnung.

  • © NZO-GmbH - G. BockwinkelHochwasser an der Lippe - wird die Aue zukünftig weniger lange überstaut werden?
  • © NZO-GmbH - K. Henselüberfluteter Bruchwald nahe des Heddinghauser Sees
  • © NZO-GmbH - K. Henselnasse Füße? Fehlanzeige im Bruchwald nahe des Heddinghauser Sees

Wie sich in den vergangenen sieben Jahren gezeigt hat, werden die für Dynamik und Vielfalt notwendigen mittleren und für das Winterhalbjahr charakteristischen hohen Abflüsse an Gewässern immer seltener erreicht. Manchmal fallen einige Gewässer zumindest abschnittsweise auch ganz trocken. Nun, das ist im Karstgebiet nichts Ungewöhnliches. Allerdings ist auffällig, dass man immer häufiger und auch über längere Perioden anhaltend trockenen Fußes die Bäche queren kann.

Wenn es dann aber regnet, können auch sehr schnell sehr große Wassermengen erreicht werden. Bei solchen Starkregenereignissen müssen die Gewässer in ganz kurzer Zeit sehr viel Wasser fassen. Starkregenereignisse werden zukünftig noch häufiger auftreten. Im oft so schmalen Flussbett fehlt dafür einfach der Platz, sodass Renaturierungen der Gewässer nicht nur aus ökologischer Sicht notwendig sind, sondern gleichzeitig auch dem Hochwasserschutz dienen können. Die Gewässeraue dient als Rückhaltebecken. Das Wasser soll dort möglichst lange gehalten und natürlicherweise feuchte Standorte gesichert werden.

Unsere Siedlungen

Die Schaffung natürlicher Grünzüge beschränkt sich aber nicht nur auf die Landschaften im Außenbereich. Auch innerhalb der Sieldungen wirken Parks, Gewässer, Gärten und Gehölze dem Klimawandel entgegen. Gehölze beschatten und vermindern so die Erwärmung des Bodens.

Die Durchgrünung trägt nicht nur zur Verbesserung des Kleinklimas bei, sondern dient auch der Erholung der Menschen und fördert die Artenvielfalt. Auch Blühstreifen und vielfältig gestaltete Vorgärten tragen dazu bei. 

Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Wo die artenarmen Fichtenwälder absterben, kann Neues entstehen. Vielfach werden die Wälder als Laub-Misch-Kulturen neu aufgeforstet. Ein Mosaik aus verschiedenen Altersstufen der Wälder entwickelt sich. Von dieser Vielfalt profitieren zahlreiche Arten, darunter nicht nur die Feldgrille. Zu den Gewinnern des Klimawandels zählen besonders Arten der trockenen Lebensräume, wie zum Beispiel die Zauneidechse.

Als Vertreter der Reptilien wärmt sie sich gerne an besonnten, strukturreichen Standorten auf. Das macht die Zauneidechse an Waldlichtungen und -rändern, besonnten Hängen, Säumen oder manchmal auch in Gärten mit vielen Versteckmöglichkeiten. Sie ist also ein Gewinner. Auch die Feldgrille, die eigentlich häufiger im Süden Europas als im Norden vorkommt, kann sich in Folge der trockenen Sommer der letzten Jahre auch bei uns gut vermehren.

Früher nur selten zu finden, hat sich auch der Eichenprozessionsspinner grundsätzlich stark ausgebreitet. Die gefräßige Raupe des unscheinbaren Falters ist nicht nur für die Eichen selbst gefährlich, sondern ihre Brennhaare können auch beim Menschen starke Reizungen auslösen. Paderborn ist bisher weniger betroffen, sollten Sie dennoch ein Nest entdecken, halten Sie unbedingt Abstand, denn auch eingeatmet können die Brennhaare Allergien auslösen.

Veränderungen sind auch an den Gewässern Paderborns erkennbar. Kleingewässer trocknen in manchen Jahren viel eher aus, als das bisher der Fall war. Amphibien, wie die Erdkröte, haben es dann schwerer. Der Druck auf feuchteabhängige Arten wie die Gelbe Schwertlilie, die besonders an Gewässern und in feuchten Wiesen und Weiden vorkommt, wächst zunehmend. Röhricht, Seggenriede, Nasswiesen, aber auch Feuchtwälder sowie die dort vorkommenden Arten gilt es in Anbetracht des Klimawandels besonders zu schützen.