militärische Übungsplätze

Auf dem Truppenübungsplatz Senne, von dem ein Teil auf Paderborner Stadtgebiet liegt, und dem Standortübungsplatz Lieth, hat sich eine ganz besondere Flora und Fauna von hervorragender Qualität entwickelt. Auf dieser Seite können Sie Einblicke in diese sonst verborgene Welt erhaschen!

© NZO-GmbH - J. SchielmannAm Standortübungsplatz Lieth

Sowohl auf dem Standortübungsplatz Lieth als auch auf dem Truppenübungsplatz Senne haben sich, auch durch die jahrzehntelange mitlitärische Nutzung dieser Gebiete, für Flora und Fauna besonders hochwertige Flächen entwickelt - es sind heute Hotspots der Artenvielfalt in Ostwestfalen.

Feucht, trocken, mager, strukturreich, Wald, Gewässer, Heide und noch vieles mehr - diese Flächen tragen erheblich zur Vielfalt im Paderborner Stadtgebiet bei. Um diese Vielfalt zu erhalten und langfristig zu sichern, sind Pflege und ein entsprechendes Management erforderlich.

Standortübungsplatz Lieth

© R. KlokeMagergrünland auf dem Truppenübungsplatz Lieth

Magergrünland so weit das Auge reicht - die Prärie Paderborns! Auf dem 385 ha großen Standortübungsplatz Lieth am Ostrand der Stadt haben sich weitläufige offene Grünlandbereiche entwickelt. Magergrünland und Halbtrockenrasen, die durch ihre Nährstoffarmut und Trockenheit seltene Lebensräume von besonderer Qualität darstellen.

© G. BockwinkelFransenenzian

Wo regelmäßig Panzer fahren, bleiben offene Rohbodenbereiche zurück. Aufkommende Gehölze werden wieder zurück gedrängt. Da wo keine regelmäßige Störung stattfindet, gedeihen Schlehe, Weißdorn und Heckenrose besonders gut. Strukturreichtum entsteht - ein Mosaik aus Rohboden, Magergrünland, Offenland, Heckenstrukturen und Einzelgehölzen schafft auf diesen kalkreichen Böden Lebensraum für den Neuntöter oder den Fransenenzian, und auch so manche Orchideen bilden farbenfrohe Blühaspekte. All diese Arten sind Spezialisten auf ihrem Gebiet - gedeihen können sie nur auf solchen Standorten. Für die Offenlandflächen heißt das: Pflege ist notwendig!

© R. KlokeSchafbeweidung ist die optimale Pflege für weiten Magergrünlandflächen

Pflege - das bedeutet Offenhalten der Flächen, denn sonst würden sie schnell verbuschen und mittel- bis langfristig auch wieder zu Wald werden. All die sich im Laufe der Zeit an diese Standorte angepassten Arten würden dann verschwinden.

Hier springen Schafe ein. Diese vierbeinigen Landschaftspfleger haben diese Landschaft entstehen lassen. Sie können die Flächen offen halten und verbeißen junge, aufkommende Gebüsche. Manche Arten, wie die Dornige Hauhechel zum Beispiel, werden verschmäht.

Das Befahren der Flächen schafft auch ganz andere Lebensräume. In den Rinnen bilden sich teilweise Pfützen, an tieferen Stellen in Senken können auch Kleingewässer entstehen. In den sonst oftmals so trockenen Tälern der Hochfläche sind diese Pfützen und Tümpel die Kinderstube der Amphibien.

© NZO-GmbH - J. SchielmannKleingewässer auf dem Standortübungsplatz

Wegen ihrer besonderen Vielfalt seltener Lebensräume und Arten sind die Flächen des Standortübungsplatzes Lieth also in höchstem Maße schutzwürdig. Deswegen wurden sie bereits vor Jahren in die Kulisse des Nationalen Naturerbes aufgenommen. Dabei handelt es sich um Gebiete im Eigentum des Bundes, die nach Ende der militärischen Nutzung in Obhut von Stiftungen und Vereinen übergeben werden sollen, um ihren hohe ökologischen Wert nachhaltig zu sichern.

Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite des Bundesamtes für Naturschutz (Öffnet in einem neuen Tab) sowie auf der Seite der Paderborner Konvension (Öffnet in einem neuen Tab). Wann die militärische Nutzung aufgegeben wird, ist allerdings bislang noch unklar. Deshalb heißt es hier bis auf Weiteres: Betreten verboten!

Truppenübungsplatz Senne

Nationalparkwürdig, das gilt nach Einschätzung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und zahlreicher Experten für den Truppenübungsplatz Senne, der mit einem Teil auch auf Paderborner Stadtgebiet liegt. Ein entsprechendes Gutachten steht zum Download (Öffnet in einem neuen Tab) bereit.

© G. BockwinkelCalluna-Heide

Doch was gilt es eigentlich zu schützen? Bekannt ist die Senne selbstverständlich durch ihre Heideflächen, aber es gibt auch noch viel mehr zu entdecken.

Im Gegensatz zu den Flächen außerhalb des Stadtgebietes, am Südhang des Teutoburger Waldes, umfasst Paderborn bereits Flächen der sogenannten Feuchtsenne. Der Einfluss des Grundwassers wird nach Südwesten zunehmend größer, die Einschnittstiefe der Bachtäler wird geringer. Lutter und Strothe zählen zu den hochwertigsten Sennegewässern. Auf der Webseite der Paderborner Gewässer erfahren Sie mehr.

© R. Klokesandgeprägter Gewässerlauf der Lutter

An manchen Standorten haben sich auch Moorwälder gebildet, die aufgrund der natürlichen Geländetopographie nur im Süden des Truppenübungsplatzes vorkommen. Das Grundwasser steht hier hoch an. Nicht nur die trockenen Heiden und die Moorwälder, sondern auch viele weitere Lebensräume wie Feuchtheiden, Moore und ihre Pioniergesellschaften, Moorgewässer und Auwälder, aber auch Borstgrasrasen auf den Schießbahnen und Sandmagerrasen auf Binnendünenstandorten zählen zu den besonders wertvollen Lebensräumen.

© G. BockwinkelMoorwälder kommen ausschließlich im Süden des Truppenübungsplatzes vor

Der Truppenübungsplatz wurde in die europaweite Kulisse der Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) und der Vogelschutzgebiete aufgenommen. Ziel ist es, diese sogenannten Natura-2000-Gebiete auch durch nationales Recht, also auf Bundesebene zu sichern.