Neue Informationstafel am Thune-Aquädukt

Boker Kanal sollte Armut der Bauern lindern

Eine neue Informationstafel steht jetzt am Boker Kanal auf Höhe des Thuneaquädukts beim Lippesee. Sie informiert mittels Text und Fotos über den Bau, Zweck und Nutzen des im Jahr 1853 nach rund dreijähriger Bauzeit fertiggestellten 32 Kilometer langen künstlichen Wasserlaufs. Der Tafel-Standort ist nicht zufällig gewählt: Sie steht in unmittelbarer Nähe des denkmalgeschützten Thune-Aquädukts, das ist fast vollständig in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist und 2018 aufwändig saniert wurde. 

Den Vorschlag, hier eine Informationstafel aufzustellen, hatte Michael Brusche, der Geschäftsführer des Freizeit- und Wohnparks am Lippesee, bereits kurz nach der Sanierung geäußert und zugleich eine finanzielle Unterstützung zugesagt. Dann dauerte es jedoch eine Zeitlang, bis Karl Heinz Schäfer, Leiter der Tourist Information Paderborn, die Idee aufgriff und für die Umsetzung sorgte. Er konnte mit Andreas Gaidt vom Stadt- und Kreisarchiv einen versierten Historiker gewinnen, der den Text verfasste und die Fotos lieferte. 

Die Tafel gibt Aufschluss darüber, dass der Boker Kanal die älteste und größte Bewässerungsanlage Norddeutschlands ist. Er dokumentiert die Arbeits- und Produktionsverhältnisse der Zeit um 1855 und gibt Aufschluss über die Ingenieurkunst jener Zeit. Deshalb wurde der Paderborner Teil des Kanals zusammen mit dem Thuneaquädukt und dem Rothebachaquädukt in den 1990er Jahren als Technisches Baudenkmal unter Schutz gestellt.

Auf seinen gut 30 Kilometern hat der Kanal, dessen Wasser nach dem Zusammenfluss von Alme und Lippe in Schloß Neuhaus von der Lippe abgezweigt wird und bei Lippstadt-Cappel über die Glenne wieder in die Lippe zurückfließt, 16 Schleusen, 3 Aquädukte und 22 Brücken. Zahllose Gräben sorgten für eine Berieselung der Böden und einen Abfluss des überschüssigen Wassers. Ziel war eine Melioration, eine Verbesserung der vorhandenen Böden der Boker Heide und des Lipper Bruchs durch ein Be- und Entwässerungssystem. Die kargen Sandböden sollten in rentable Wiesen verwandelt werden – zur Viehernährung und zum Heuverkauf.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Wiesen ging ab den 1950er Jahren durch den Einsatz von Traktoren statt Heu fressender Arbeitspferde verloren und damit auch die der Bewässerung. 1972 wurde die Berieselung eingestellt, die Flächen aber weiterhin genutzt. In 120 Jahren war die Boker Heide durch ständige Berieselung zu einem wertvollen, humusreichen Acker geworden.

Heute hat sich die Landschaft des Boker Kanals zu einem beliebten Naherholungsgebiet für Ausflüge, Wanderungen und Fahrradtouren, beispielsweise auf der Römer-Lippe-Route, entwickelt. Die Wege entlang des Wassers und entsprechende gastronomische Angebote bilden heute den hauptsächlichen wirtschaftlichen Nutzen des Kanals.

© Tourist Information PaderbornMichael Brusche (Camping Lippesee), Andreas Gaidt (Stadt- und Kreisarchiv) und Karl Heinz Schäfer (Tourist Information Paderborn) (v.l.) an der neuen Informationstafel zum Boker Kanal.