20 Jahre Satellitennavigation beim Radfahren und Wandern
Immer auf dem richtigen Weg
Einen guten Kontakt zum Himmel hat Paderborn schon immer gehabt. Schließlich ist die Stadt seit mehr als 1.200 Jahren Bischofssitz. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Paderborner Land eine der ersten Regionen in Deutschland war, in denen Radtouren und Wanderungen mit GPS-Satellitennavigation unternommen werden konnten. Das war im Mai 2003, also vor genau 20 Jahren.
Dazu muss man wissen, dass das GPS-System („Global Positioning System“) zunächst ausschließlich für die Nutzung durch das US-Militär bestimmt war. Durch eine absichtlich eingebaute Ungenauigkeit war es im zivilen Bereich ziemlich nutzlos, bis der damalige US-Präsident Bill Clinton im Mai 2000 die Abschaltung dieser „Selective Availability“ anordnete. Damit erhöhte sich die Genauigkeit der Ortsbestimmungen schlagartig: Waren vorher Fehler von bis zu 100 Metern üblich, konnte der Standort nunmehr auf etwa zehn Meter genau bestimmt werden. Nun wurde die GPS-gestützte Navigation auch für PKW erschwinglich. Wenig später kamen die ersten Outdoor-Geräte auf den Markt.
Im Herbst 2002 besuchte Karl Heinz Schäfer, Paderborns Tourismusleiter und Geograf, auf einer Touristikmesse einen Vortrag über eine Alpenüberquerung mithilfe eines GPS-Geräts. Er war sofort begeistert von dieser neuen Technik: „Mir war sofort klar, dass ich das unbedingt für unsere Radrouten im Paderborner Land haben wollte.“ Mit Dietmar Knust vom Zweiradhaus Peter Born fand er einen Kooperationspartner, der ihm zwei GPS-Geräte des Modells „Garmin eTrex Legend“ zum Stückpreis von rund 300 Euro finanzierte. „Ich habe mich seinerzeit nicht getraut, die Summe aus dem Budget der Tourist Information zu finanzieren, weil viele, denen ich davon erzählt hatte, diese Idee für „ziemlich abgedreht“ hielten. Auch meine Touristikerkollegen waren anfangs recht skeptisch, erklärt Karl Heinz Schäfer.
Im nächsten Schritt wurden die Radrouten GPS-technisch erfasst. Nun konnten die Geräte nach Kundenwünschen mit Touren bespielt und vermietet werden. „Das war ein Riesenerfolg, wir waren bundesweit in den Medien präsent“, freut sich Karl Heinz Schäfer. „Das Paderborner Land war eine Pionierregion in Deutschland“, bescheinigt Outdoorexperte Thomas Froitzheim, der sich von Anfang an - und seit etlichen Jahren hauptberuflich - mit den Thema Outdoornavigation befasst. Besonders erfreut war Karl Heinz Schäfer, als im Jahr 2007 die Wochenzeitung „Die ZEIT“ eigens einen Journalisten nach Paderborn schickte, der sich bei einer Radtour nicht von ihm, sondern von dem schwarzen Männchen des GPS-Geräts leiten lassen wollte.
Viele Jahre sind seitdem vergangen und längst hat das Smartphone den klassischen GPS-Geräten den Platz am Lenker streitig gemacht. Vermietet werden die Geräte der Tourist Information nur noch selten. Das Bereitstellen der GPS-Daten ist jedoch mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr, sondern Standard. Rund drei Viertel der Radfahrer und Wanderer nutzen mittlerweile die GPS-Navigation, die meisten mit ihrem Smartphone und entsprechenden Apps. Hier hat „Komoot“ deutlich die Nase vorn, gefolgt von „Outdooractive“ und „Google Maps“.
Doch auch die klassische Karte hat noch nicht ausgedient. Rund 50 Prozent der Wanderer und Radfahrer schätzen ihre Vorteile: Sie braucht keinen Strom und ermöglicht mit wenigen Blicken eine hervorragende Übersicht. „Digital und Print in Kombination, das ist der Königsweg, ganz gleich, welcher Route man folgt“, lautet daher die Empfehlung von Karl Heinz Schäfer.
Mittlerweile basieren viele andere Angebote der Tourist Information Paderborn auf der GPS-Navigation. Dazu gehören Stadtführungen, Stadtrallyes für Kinder, Geocaching, digitale Graffititouren und GPS-Schnitzeljagden.