Liborius-Figur in der Krippe des Hohen Domes
Die Liborius-Gesellschaft Paderborn überreicht dem Metropolitankapitel, Dompropst Msgr. Joachim Göbel, am 19.12.2025 in einer Feierstunde im Kapitelssaal des Hohen Domes die von Prof. de Vry entworfene und vom Bildhauer H.B. Vielstädte aus Rheda-Wiedenbrück hergestellte Figur, gesponsort von der ECCLESIA Detmold.
Liborius zieht in die Domkrippe ein
Zum diesjährigen Weihnachtsfest erhält die berühmte und sehr beliebte Krippe des Hohen Domes einen ganz besonderen Zuwachs: Der hl. Liborius zieht in die Krippe ein! Am 19.12.2025 wird die Figur feierlich an Dompropst Msgr. Joachim Göbel überreicht. Prof. Dr. Volker de Vry, der das große Forschungsprojekt des Erzbischöflichen Stuhls über den hl. Liborius leitet, entwarf zusammen mit dem Bildhauer Hans-Bernhard Vielstädte aus Herzebrock-Clarholz die Figur mit seinem Wissen über den historischen Liborius, der im 4./5. Jahrhundert Bischof im spätantiken Le Mans war.
Kurz vor Weihnachten, zum 4. Adventswochenende, wird die Figur des hl. Liborius im Hohen Dom der Öffentlichkeit vorgestellt. Bislang war der Patron des Hohen Domes, des Erzbistums und der Stadt Paderborn noch nicht in der Krippe vertreten. Über die Entstehungsgeschichte der Krippe berichten Flyer in der Nähe des Aufbaus. Einige interessante Fragen zur Entstehungsgeschichte und zum augenblicklichen Stand der Anfertigung beantwortet Prof. de Vry.
-> Der Einzug des hl. Liborius in die sehr beliebte Krippe des Hohen Domes wird sicher ein ganz großes Ereignis für Paderborn und das kommende Weihnachtsfest. Wie kam es zu der Entscheidung?
Prof. de Vry: Der hl. Liborius war bislang nicht in der Krippe vertreten. Die Liborius-Gesellschaft, der außer dem Erzbistum und dem Metropolitankapitel ja auch noch die Stadt und der Heimatverein angehören, hatten mir als Geschäftsführer der Gesellschaft den Entwurf der Liborius-Figur bereits im November 2024 übertragen. Ich habe diese Aufgabe mit einer wirklich ganz großen Freude angenommen.
-> Wie lange dauert so eine Planung?
Prof. de Vry: Herr Vielstädte, der Bildhauer, und ich haben uns immer wieder in Herzebrock-Clarholz getroffen und zunächst die Figur in ihren Grundzügen entworfen. Danach kam das Modell. Wieder Begutachtung vor Ort. Liborius musste noch asketischer aussehen, eben so, wie die alten Texte sein Aussehen schildern.
-> Sie leiten das Liborius-Forschungsprojekt des Erzbischöflichen Stuhles zu Paderborn und haben mit Ihrem Mitarbeiten Jan Helmig M.A. fast 600 Handschriften über Liborius vom 9. bis zum 15. Jh. aufgespürt. Die alten Texte gaben der Figur ihr Aussehen?
Prof. de Vry: Ja. Wir haben alles abgewogen, was dem historischen Liborius sehr nahe kommt. Natürlich sind die Figuren der Domkrippe in einem bestimmten, auch abstrakten Stil angefertigt. Die Gutmütigkeit, die liebevolle Art des Liborius von Le Mans, seine Bescheidenheit, seine Frömmigkeit, sein fester Glauben an Gott und das Weiterleben nach dem Tod, alles das haben wir versucht, in die Figur mit einzubringen.
-> Wie lange dauerte die Anfertigung?
Prof. de Vry: Die Figur wurde in Tradition der anderen Figuren in Herzebrock-Clarholtz von dem Bildhauer Hans Bernhard Vielstädte hergestellt. Es wird die letzte Figur von Herrn Vielstädte sein. Wir sind ihm sehr dankbar, dass er als letzte seiner Figuren wegen des hl. Liborius noch einmal eine Ausnahme gemacht hat und sie nun doch hergestellt hat.
-> Und wie lange dauerte die Herstellung der Figur?
Prof. de Vry: Das ist wirklich ein langer Prozess. Wir haben uns zum ersten Mal im November 2024 in der Werkstatt getroffen, um das Aussehen des hl. Liborius in aller Ruhe zu besprechen. Nach dem ersten Entwurf sind wir auseinander gegangen, um das Gespräch „sacken zu lassen“. Das dauerte eine ganze Weile, und es kamen immer noch einige Änderungen hinzu. Schließlich wird die Figur für lange Jahre in der Weihnachtszeit in der Domkrippe stehen, und sie wird danach nicht mehr verändert. Das ist schon eine Verantwortung. Ich durfte die Vorgaben machen und Herr Vielstädte hat auch seine Vorstellungen eingebracht. Danach wird ein Entwurf in Lehm hergestellt. Nach dem Arbeitsschritt war ich dann wieder in der Werkstatt und wir haben weitere Korrekturen an der Figur vorgenommen.
-> Der Erzbischöfliche Stuhl fördert ideell und finanziell ein großes Forschungsprojekt über den hl. Liborius, das in Deutschland wohl einzigartig ist. Über 600 mittelalterliche Handschriften vom 9. bis zum 15. Jh. sind in der Auswertung, und die Ergebnisse sollen 2026, 10 Jahre vor dem großen Libori-Jubiläum, präsentiert werden. Haben die daraus gewonnenen Erkenntnisse Einfluss auf das Aussehen der Figur gehabt?
Prof. de Vry: Ja. Das war sicher auch der Grund, warum der Herr Dompropst und der Herr Generalvikar mir den Entwurf anvertraut und ganz freie Hand gelassen haben. Darin drückt sich auch ein großes Vertrauen aus, über das ich mich natürlich sehr gefreut habe, bei aller Verantwortung.
-> Erzbischof Dr. Bentz weist ja immer wieder auf die Freundschaft Liborius und Martin hin. Spielte der hl. Martin auch eine Rolle?
Prof. de Vry: Ich glaube, dass unser Erzbischof die Verbindung Martin – Liborius auch mit Paderborn und Mainz, wo der hl. Martin Bistumspatron ist, in enge Verbindung bringt. Wir sprechen ja demütig und fasziniert zugleich in Paderborn vom „Fatum Liborianum“, der wirklich schicksalshaften Verbindung Paderborns mit dem hl. Liborius. Ich glaube nach all‘ dem Erlebten fest, dass der hl. Liborius das alles lenkt und der hl. Martin natürlich auch. Mit seinem Freund Liborius zieht auch Martin in die Krippe mit ein und ich bin mir fast sicher, dass eine der nächsten Figuren auch der hl. Martin sein wird. Ich war in den vergangenen Jahren ständig in Mainz, weil dort am Römisch-Germanischen Zentralmuseum das große Forschungsprojekt zur Frühgeschichte des Bistums Le Mans lief. Das war sicher auch kein Zufall.
-> Wie können wir die Liborius-Figur beschreiben?
Prof. de Vry: Der hl. Liborius war nach den alten Berichten ein sehr frommer, liebenswürdiger, und auch sehr asketischer, bescheidener Bischof. Dabei ist die Schlichtheit und Liebenswürdigkeit, die seine einzigartige Würde ausmachen, in der Figur wiedergegeben: Er trägt nur ein weißes Gewand, aber mit leicht angedeuteten Purpurrändern, da dies bereits im 4. Jh. das Amt des Bischofs verdeutlichte. Purpur war damals übrigens eine Art Lila, anders als wir es heute als Orange bei Kardinälen kennen. Herr Vielstädte hat sich für den sog. Tyrischen Purpur entschieden.
-> Trägt Liborius eine Mitra?
Prof. de Vry: Nein, die Mitra war damals noch nicht üblich. Er trägt sehr asketische Züge im Gesicht mit einem leicht angedeuteten Bart, und er hat auf dem Kopf eine leichte Tonsur. Aber er trägt ein Kreuz an einer Halskette, das war damals auch schon in Gebrauch. Also ein weißes Gewand mit einer Stola und einfachen Sandalen.
-> Ist der Pfau auch dabei?
Prof. de Vry: Nein. Liborius soll möglichst orginalgetreu aus der Zeit wiedergegeben werden. Er lebte im 4. Jh. und verkündete das Evangelium in einer heidnischen Umgebung. Daher trägt er das Evangelienbuch mit kleinen Steinen darauf. Schon bei seinen Exequien in der Manceller Bischofskirche wird von Heilungen von Steinleiden berichtet. Aber die Bedeutung ist zu Weihnachten noch tiefer: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gelebt.“ Liborius trägt das Evangelienbuch durch die Zeit und blickt ganz erfüllt vom Glanz der Wahrheit auf das Kind in der Krippe, das fleischgewordene Wort Gottes. Liborius hat sein ganzes Leben bis in ein hohes Alter von 85 Jahren an dieses Wort geglaubt und es den Menschen unermüdlich verkündet. Liborius, der nicht nur Helfer bei Steinleiden, sondern auch in Todesnöten ist, sagt uns ganz besonders zu Weihnachten: „Dieses Kind gibt uns die Hoffnung, dass wir uns alle eines Tages an einem anderen Ort wiedersehen!“
-> Wo steht denn Liborius ab Heiligabend in der Krippe?
Prof. de Vry: Die Figuren stehen immer woanders. Vielleicht wird Liborius ja in seinem ersten Jahr unmittelbar vor dem Christuskind stehen. Die beiden haben ja bekanntlich eine ganz enge Freundschaft.
-> Was kostet denn so eine Figur?
Prof. de Vry: Die Figur ist handgearbeitet, so einfach sie vielleicht auch aussehen mag, deshalb ist sie sehr wertvoll und hat einen entsprechenden Preis. Wir freuen uns sehr darüber, dass der Chef der Ecclesia-Versicherung – einer der größten Versicherungsvermittler Deutschlands - aus unserem Dekanat Bielefeld-Lippe, Herr Jochen Körner, sich sofort bereit erklärt hat, die Finanzierung der Figur zu übernehmen. Das ist auch ein Beitrag zum kirchlich-caritativen Bereich der Ecclesia. Wir alle sind dafür Herrn Körner für die Finanzierung, noch mehr für das damit gesetzte Zeichen der Verbundenheit, sehr dankbar.
